Kulinarischer Wegweiser zum bewussten Genuss in der Steiermark

Slow Food Wegweiser für die SteiermarkGerade rechtzeitig zur Weihnachtszeit hat Slow Food Styria einen Kulinarikführer heraus gebracht. Der Herausgeber und Autor Manfred Flieser engagiert sich seit vielen Jahren bei Slow Food und leitet das sehr aktive Slow Food Convivium Styria. Als Co-Autoren finden sich Willi Haider, Conrad Seidl und Andreas Fischerauer – alle Kapazunder in Sachen Kulinarik und Genuss.

Das kleine, handliche Büchlein passt in jede Handtasche oder ins Handschuhfach. Im ersten Drittel finden sich allgemeine Informationen zur Steiermark, unserer Ess- & Trinkkultur, der Stadt Graz, dem Weinland Steiermark mit seinen Weinsorten, ein Ausblick ins Bierland Steiermark, das Steirische Kürbiskernöl, der steirischen Essigkultur und schließlich dem Sulmtaler Huhn. Ganz interessant finde ich auch den Artikel mit dem Titel „Der Sautanz“ – hier wird beschrieben wie früher Schweinehaltung und -schlachtung funktionierte. Ein bißchen mullmig wird mir allerdings zumute wenn ich das entzückende Ferkelchen links neben dem Artikel sehe. Der Geschichte nach wäre ich einfach vom Hof geschickt worden:
Zitat:“…..Angehörige die mit dem Schwein Erbarmen hatten, mußten an diesem Tag zum Nachbarn ausweichen. Anno dazumal vertrat man die Meinung, dass Tiere fühlen können, wenn jemand mit Ihnen Mitleid hat. Man dachte, dass sie dann nicht richtig ausbluten können, was sich wiederum negativ auf die Fleischqualität ausgewirkt hätte….“
Im Artikel findet sich auch ein Rezept für den Bluttommerl – meine Oma macht ihn heute noch ganz genau so.
Schade finde ich, dass der Bezug in die Gegenwart fehlt. Auch heute noch (oder heute wieder) gibt es (Bio)Bauernhöfe, wo die Sauhaltung genau so funktioniert. Ein tolles Beispiel dafür: der Labonca Biohof der Familie Hackl mit ihren Sonnenschweinen.

Jetzt folgen konkrete Tipps. Eine Genusstour nach der anderen macht Lust auf die Steiermark. Zuerst wird die Region mit ihren Highlight beschrieben dann gibt es konkrete Tipps für Wirtshäuser, Restaurants, Fleischer, Winzer, Ab-Hof-Verkaufsstellen, Bäckereien, Ölmühlen usw.
Zwischen Graz-Umgebung und der Weststeiermark findet sich ein Bereicht über „Gelebtes Slow Food“ – tolle Information, allerdings hier etwas fehlplaziert. Die Übersicht ist allgemein ein kleines Manko. Leider fehlt eine Karte mit einer Gesamtübersicht. Lediglich die Weingebiete werden in Karten dargestellt. Ein Register wäre auch ganz hilfreich gewesen. Aber vielleicht sind das ja Anregungen für die nächste Ausgabe – bereits 2010 soll eine folgen.

Geografisch fehlt mir übrigens auch mein geliebtes Steirisches Thermenland, das wird hier in der Oststeiermark bzw. der Südsteiermark präsentiert. Der letzte Teil zeigt ein paar regionaltypische Rezepte. Ganz zum Schluß findet sich ein kleines kulinarisches Vokabularium. Wer schon immer wissen wollte, was eine Einbrenn ist oder wozu man einen Weitling braucht findet auch diese Informationen. Hier fehlt übrigens noch ein wichtiges Wort: Recherl – erst unlängst war ich mit einem Kärnter Kollegen in der Schmied’n und er hatte keine Ahnung, dass es sich dabei um Eierschwammerl handelt.

Fazit: viele tolle Informationen, wenn die zweite Ausgabe noch ein bißchen mehr auf Übersichtlichkeit schaut wirds perfekt. Ideal als kleines Mitbringsel für Steiermarkliebhaber, nette Weihnachtsidee für Gourmets, und solche die es werden wollen.
Hätte ich einen Wunsch ans Christkind: starten wir eine Online-Ausgabe mit Google-Maps Integration 😉

Das Buch finden Sie übrigens im Buchhandel. Oder ganz einfach online über Amazon.

Kulinarischer Wegweiser zum bewussten Genuss in der Steiermark
Verlag Slow Food Styria
ISBN-10: 3950261613
Euro 14,10